Hausbesuch auf 2.200m
Am 23. Juli 2021 erreichte ein ungewöhnlicher Notruf die Bergrettung Vorarlberg. Zuvor waren auf der Tübinger Hütte mehrere Personen, u.a. die beiden Wirtsleute positiv auf das Coronavirus getestet worden. Zwei Übernachtungsgäste trugen die Infektion Tage zuvor vermeintlich bis in die abgelegene Schutzhütte. Einige Tage nach der Testung wurde bei einer Person eine zunehmende Verschlechterung festgestellt und die Bergrettung darüber informiert.
Da eine telefonische Verbindung mit der Hütte nicht möglich war, wurde mittels Whatsapp kommuniziert. Landesleiter Martin Burger informierte den Landesarzt Christian Bürkle über die Situation und gemeinsam überlegte man verschiedene Lösungsvarianten. Wie macht man am besten einen Hausbesuch auf 2.200m?
Da davon auszugehen war, dass mehrere Personen erkrankt waren, war die Entsendung eines Notarzthubschraubers nicht die beste Option. Im Verlauf des Nachmittages und viele Telefonate später war der ungewöhnliche ärztliche Hausbesuch organisiert. Über Apotheker Mag. Tobias Gut von der Walgauapotheke Frastanz - dem Medikamentenlieferanten der Bergrettung Vorarlberg – wurde ein Paket zusammengestellt, um auch die anderen Erkrankten versorgen zu können, und er lieferte die Medikamente persönlich zur Geschäftsstelle der Bergrettung. Die ärztliche Versorgung konnte durch den Landearzt Dr. Christian Bürkle durchgeführt werden. Christian bat noch Martin um Unterstützung bei der medizinischen Versorgung und Triage. Zu guter Letzt konnte auch noch das Transportmittel fixiert werden und der Polizeihubschrauber Libelle übernahm nach einem einsatzreichen Tag die Verbringung zur Tübinger Hütte.
Oben angekommen wurden unter Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen alle Personen untersucht. Eine Person war mit Atemnot bei Anstrengung sowie Schwindel und Kreislaufproblemen deutlich symptomatisch. Alle anderen waren zum Teil milde erkrankt, jedoch in häuslicher Pflege zu belassen. Die Hüttenwirtin wurde nach Erstbehandlung mittels NAH Christophorus 8 ins Krankenhaus Bludenz zur weiteren Versorgung geflogen. Die restliche Mannschaft der Tübinger Hütte wurde mit Medikamenten versorgt und konnte oben verbleiben.
Insgesamt war ein nicht alltäglicher Einsatz unter Mithilfe vieler Einsatzkräfte zu bewältigen. Die Hüttenwirtin wurde nach einem mehrtägigen Aufenthalt im Spital in häusliche Pflege entlassen. In Gaschurn angekommen übernahm die Ortsstelle Gaschurn mit dem Geländefahrzeug den Fahrdienst bis zur Talstation der Materialseilbahn. Nach dieser längeren Odyssee kam sie gut bei der Hütte an und auch die übrigen Personen waren schnell wieder gesund.
Ein herzlicher Dank gilt den Kollegen der Flugpolizei sowie Mag. Tobias Gut für die rasche, unkomplizierte und unbürokratische Unterstützung!