Alpinausbilder Gletscherkurs

Vom 10. bis 12. September 2021 absolvierten eine Alpinausbildner-Anwärterin und vier Alpinausbildner-Anwärter unter der professionellen Anleitung von zwei Ausbildnern den Alpinausbilder Gletscherkurs auf der Wiesbadner Hütte. Die Kursleiter Dr. Bernhard Frei und Ing. Daniel Tschol zeigten sich am Ende des Kurses mit der enormen Lernkurve der Alpinausbildner-Anwärter sehr zufrieden.

Es war wieder so weit. Der Stausee schimmerte grün-glänzend in der Morgensonne, als wir auf dem Parkplatz der Wiesbadner Hütte die Anwärter empfingen und durch das Programm führten. Zehn neugierige Augenpaare hefteten sich auf Kursleiter und Ausbildner, die sich freudig begrüßten. Der Gepäcktransport fiel heuer aus. So stiegen wir mit dem Notwendigsten bepackt auf zur Wiesbadner Hütte. Während des Anstiegs zur Hütte wurden erste Kontakte geknüpft und Bergrettungs-Erlebnisse ausgetauscht. Auf der Hütte angekommen, führten wir durch das bevorstehende Tagesprogramm und erläuterten den didaktischen Aufbau dieses ersten Ausbildungs-Freitagabends. Der gleichzeitig stattfindende Bergrettungsanwärter-Lehrgang bot ad hoc die Gelegenheit, mit erfahrenen Ausbildnern und je einer Gruppe einen umfangreichen Materialcheck durchzuführen und so die Gruppe auf das bevorstehende Wochenende vorzubereiten.

Der erste Tag auf dem Vermunt-Gletscher widmete sich dem professionellen Lehrauftrag der zukünftigen Ausbildner. In sorgfältig vorbereiteten Lehrauftritten in Kleingruppen bewiesen die Kursteilnehmenden, wie sie einen Heimabend in der Ortsstelle, einen Anwärter- oder Gebietsstellenkurs oder einen Kurs auf Landesebene vorbereiten, wie sie Wissenstransfer maximieren und Lerneffekt nachhaltig sicherstellen werden: Unterteilt in drei Gruppen erarbeiteten kleine Teams Themenparks, wie "Gehtechnik im Eis und Standplatzbau", "Selbstrettung mittels Prusik- und Münchhausentechnik", "Kameradenrettung mit Seilrollenflaschenzug und Seilrolle" und "Spaltenbergung mit Silvrettawinch und Zweibein“.

Begleitet von einem straffen Zeitplan bewerteten anschließend alle Teilnehmer Station um Station und ließen sich von den jeweiligen Pendants ihre Demonstrationstechnik, den Aufbau der Station und die Details der Rettungstechnik dazu erklären. Im Mittelpunkt stand dabei das zu erarbeitende Thema und die passende Platzwahl einerseits, sowie die Präsentation und die Wissensvermittlung andererseits; eben jene Arbeitsschritte, die die angehenden Lehrenden in ihrer zukünftigen Tätigkeit stets begleiten werden. Bei den Fragerunden wurden dennoch technische Detailfragen mitunter leidenschaftlich diskutiert, erörtert, erklärt, verworfen.

Die nachfolgende Diskussion über deren Verwendbarkeit in der Ortsstelle im Speziellen und in der Vorarlberger Bergrettung im Allgemeinen unterstrich den großen Lernfortschritt, den die Ausbilder-Anwärter seit Beginn ihrer Ausbildung bereits hinter sich gelassen hatten und wie sehr sie sich bereits in ihrer Rolle als verantwortungsvolle Lenker in Sachen Materialkunde und Ausbildungsdidaktik wohl fühlten. Nach dem Abstieg zur Hütte folgte noch ein intensiver Einschub zum Thema Orientierung mit dem Beschluss, den Piz Mon als Besteigungsziel für den Sonntag zu planen. Marschzahl und Zugangsmöglichkeiten auf diesen eher selten begangenen Berg wurden sorgfältig abgewogen und berechnet, diskutiert und angepasst.

Die erste von zwei Gruppenübungen nach dem Abendessen erforderte die gesamte Konzentration und Geschicklichkeit der Teilnehmer: Zur Sensibilisierung des Umgangs mit Steigeisen und Bergseil wurde ein engmaschiger Parcours eingerichtet und die Bergrettungs-Anwärter und Ausbildner-Anwärter mit verbundenen Augen durchgeleitet. Die Ausbildner-Anwärter wirkten hier in ihrer zukünftigen Rolle als Vorbild und Wegbereiter, als Anleitung und Coach. Die letzten Gruppen müssten dann auch noch die Stirnlampen zu Hilfe nehmen, weil sich der Tag zu Ende neigte und es dunkel wurde.

Die zweite Übung unterstrich die Wichtigkeit der klaren Kommunikation unter Bergrettungsmitgliedern im Einsatzfalle, über Funk und ohne Blickkontakt. Rücken an Rücken erklärten die Anwärter sich gegenseitig die Grundknoten, ohne den Namen des Knoten selbst nennen zu dürfen. Ohrenbetäubender Lärm, Hitze und schlechtes Licht simulierten den Einsatzfall, als sich 39 Bergretter versuchten, ohne Blickkontakt Knoten zu erklären. Die teilnehmenden Bergretter zeigten sich beeindruckt von der Wirklichkeitsnähe dieser Übung zum realen Einsatz in der Praxis.    

Das Wetter am Sonntagmorgen zeigte sich wie angekündigt von der besten Seite. Die Auszubildenden machten sich auf den Weg zum Gletscher, um an ihrer Kameradenrettungs-Kompetenz zu feilen und wie geplant den Piz Mon zu besteigen. Das Zeitmanagement zeigte sich als sehr eng gewählt und die sportliche Herausforderung breit gefächert. Firn und Kamin, Gratkletterei im vierten Grad und konsequente Kameradensicherung forderten die Ausbildner-Anwärter bis zur Grenze ihrer Möglichkeiten. Der Gipfelsieg und die erfolgreiche Überschreitung dieses so spannenden Gipfels zwischen Biz Buin und Dreiländerspitze wurde gebührend mit Marschtee und Schokoriegel gefeiert.

Nach einer abschließenden Feedback-Runde und einem herzhaften Schnitzel machten sich alle Teilnehmer auf die Heimreise. Sie freuen sich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Kursleiter
Dr. Bernhard Frei & Ing. Daniel Tschol, B.Sc.

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