Alpinausbilder Eiskurs

Vom 23. bis zum 25. August 2019 absolvierten 3 Alpinausbildner-Anwärterinnen, und 13 Alpinausbildner-Anwärter unter der professionellen Anleitung von fünf Ausbildnern den Alpinausbildner- Eiskurs auf der Wiesbadner Hütte. Die Kursleiter Dr. Bernhard Frei und Ing. Daniel Tschol zeigten sich am Ende des Kurses mit der enormen Lernkurve der Alpinausbildner-Anwärter sehr zufrieden.

Es war wieder soweit. Der Stausee schimmerte grün-glänzend in der Morgensonne, als wir auf dem Parkplatz der Wiesbadner Hütte die Anwärter empfingen und einführend durch das Programm führten. 16 neugierige Augenpaare hefteten sich auf uns Kursleiter und Ausbildner, die sich wie alte Freunde umarmten und stürmisch begrüssten. Anschließend wurde der Dachträger des Landesleitungs-Defenders mit Taschen und Rucksäcken, Seilen, Silvretta-Winsch und Dreibein vollgetürmt, sodass man meinen konnte, im hintersten Pakistan auf Expeditionsreise zu sein. Auf dem Anstieg zur Hütte wurden erste Kontakte geknüpft und Bergrettungs-Erlebnisse ausgetauscht. Auf der Hütte angekommen, führten wir durch das bevorstehende Tagesprogramm und erläuterten den didaktischen Aufbau dieses ersten Ausbildungs-Freitages.

Der erste Tag auf dem Vermunt-Gletscher widmete sich dem professionellen Lehrauftrag der zukünftigen Ausbildner. In sorgfältig vorbereiteten Lehrauftritten in Kleingruppen bewiesen die Kursteilnehmenden, wie sie einen Heimabend in der Ortsstelle, einen Anwärter- oder Gebietsstellenkurs oder einen Kurs auf Landesebene vorbereiten, wie sie Wissenstransfer maximieren und Lerneffekt nachhaltig sicherstellen werden: Unterteilt in sechs Gruppen erarbeiteten kleine Teams Themenparks, wie "Gehtechnik im Eis und Standplatzbau", "Selbstrettung mittels Prusik- und Münchhausentechnik", "Kameradenrettung mit Seilrollenflaschenzug und Seilrolle", "Spaltenbergung mit Silvrettawinch" und "Spaltenbergung mit Dreibein und Mannschaftszug". Begleitet von einem straffen Zeitplan bewerteten anschließend alle Teilnehmer Station um Station und ließen sich von den jeweiligen Pendants ihre Demonstrationstechnik, den Aufbau der Station und die Details der Rettungstechnik dazu erklären. Im Mittelpunkt stand dabei das zu erarbeitende Thema und die passende Platzwahl einerseits, sowie die Präsentation und die Wissensvermittlung andererseits; eben jene Arbeitsschritte, die die angehenden Lehrenden in ihrer zukünftigen Tätigkeit stets begleiten werden. Bei den Fragerunden wurden dennoch technische Detailfragen mitunter leidenschaftlich diskutiert, erörtert, erklärt, verworfen. Die nachfolgende Diskussion über deren Verwendbarkeit in der Ortsstelle im Speziellen und in der Vorarlberger Bergrettung im Allgemeinen unterstrich den großen Lernfortschritt, den die Alpinausbildner-Anwärter seid Beginn ihrer Ausbildung bereits hinter sich gelassen hatten und wie sehr sie sich bereits in ihrer Rolle als verantwortungsvolle Lenker in Sachen Materialkunde und Ausbildungsdidaktik wohl fühlten. Beim Abstieg auf die Hütte erwischte uns noch eine schnell aufziehende Wetterfront, die sich wie eine riesige dunkelgraue Walze vom Stausee durch das Ochsental hereinwälzte. Tropfnass aber top motiviert erreichten alle Teilnehmenden die Hütte; gerade rechtzeitig zum Abendessen: Die riesige Portion Schweinsbraten mit Blaukraut und Semmelknödel lieferte die notwendige Energie, um nach dem Abendessen mit dem anspruchsvollen Programm nahtlos weiter zu fahren: In Kleingruppen bereiteten die zukünftigen Ausbildungs-Verantwortlichen Bergrettungs-technische Themen wie: Wetterkunde, Funk, Alpine Gefahren, Tourenplanung und Seilkunde für Impulsvorträge am Samstag Abend vor.

Das Wetter am Samstagmorgen zeigte sich wie angekündigt von der besten Seite. Die Auszubildenden machten sich auf den Weg zum Gletscher, um an ihrer Kameradenrettungs-Kompetenz zu feilen. Unerwartete blaue Flecken am Himmel verleiteten uns, Piz Buin, Signalhorn und Dreiländerspitze zu stürmen. Um 16.00 Uhr waren alle wieder retour und rüsteten sich für die anstehende Funkübung: Drei Gruppen: Sender, Relais und Empfänger übermittelten weit im Tal verteilt komplexe Figuren über taktischen Funk, Relaisstation und Bündelfunk. Ziel dieser Übung war neben der Orientierungskunde über Koordinaten, die Veranschaulichung der psychologischen und kommunikativen Wirkfelder bei der Übertragung komplexer Information über mehrere Personen. Wie angekündigt spülte uns ein Abendgewitter mit heftigem Regen zurück in die Hütte. Eine doppelte Portion Gulasch mit Hörnli versöhnte die Teilnehmenden wieder, bevor es nach dem Abendessen an die Fokus-Präsentationen ging. Diese wurden unter freiem Himmel auf der nur durch Stirnlampen erleuchteten Terrasse veranstaltet, weil die Hütte zum Brechen voll mit Gästen war. Neugierige, Schaulustige, Besserwisser und Störenfriede begleiteten die spannenden Vorträge.

Am Sonntag finalisierten die Kursteilnehmenden den letzten Kursabschnitt auf dem Gletscher und beendeten somit ihre Ausbildung im Eis. Nach einer abschließenden Feedback-Runde und einem herzhaften Schnitzel machten sich alle Teilnehmer auf die Heimreise. Sie freuen sich schon auf ein Wiedersehen auf dem Winterkurs im Januar.

Dr. Bernhard Frei & Ing. Daniel Tschol, B.Sc.
Kursleiter

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